Heilpraktikerin Lydia Braun

Cannabinoid-Nachweise trotz angeblicher Abstinenz

Oftmals wird versucht, positive Nachweise auf Tetrahydrocannabinol (THC) oder THC-Carbonsäure (THC-COOH) durch „versehentliche Umstände“ zu erklären. Die Beurteilungskriterien für Fahreignung (BuK) sehen solche Erklärungsversuche kritisch.

Positiver Cannabis-Nachweis nach Gewichtsabnahme

Cannabinoide wie THC und insbesondere THC-COOH werden wegen ihrer guten fettlöslichkeit vom Körper eingelagert und können bei entsprechend ausgeprägter Depot-Bildung bei intensivem und chronischem Konsum über viele Wochen nachgewiesen werden. Durch starke Reduzierung des Körperfetts (Diät, Sport, etc.) können solche Depots aufgelöst und eingelagerte Cannabinoide ins Blut abgegeben werde.

Dennoch gehen die Beurteilungskriterien (BuK) davon aus, dass plötzliche Cannabinoid-Nachweise nach Gewichtsabnahme, d.h. Werte oberhalb des Cut-Offs für Cannabinoide, nach längerer Abstinenzzeit und entsprechend negativen Kontroll-Ergebnissen im Vorfeld nicht zu erwarten sind.

Auswirkungen von Passiv-Konsum

In einer Studie1) wurden Probanden für 3 Stunden der Atmosphäre in einem gutbesuchten Coffee-Shop ausgesetzt. Dreieinhalb Stunden nach der Exposition wurden THC-Blutwerte von max. 0,7 ng/ml und THC-COOH-Blutwerte von 0,5-1,7 ng/ml festgestellt; nach 6 h waren die Proben THC-negativ. Im Urin wurden nach 6 h Werte von max. 7,8 ng/ml gefunden, und nach 36 h lagen diese Werte bei max. 2,1 ng/ml.

In einer weiteren Studie2) wurden Probanden unter Labor-Bedingungen in einer abgedichteten Kabine unter extremen Bedingungen dem Rauch von Cannabis-Konsumenten ausgesetzt. In Einzelfällen konnten THC-Konzentrationen zwar 1,5 h nach Exposition Blutwerte > 1 ng/ml im Vollblut erreichen, waren jedoch nicht länger als 4 h nachweisbar. THC-COOH Blutwerte konnten 1,5-2 h nach Exposition 2,7 ng/ml erreichen. Die THC-COOH-Urinwerte lagen nach 12 h bei 5 von 6 Probanden unter 5 ng/ml, nur in einem Fall bei > 10 ng/ml;

Aufgrund dieser Erfahrungen kommen die Beurteilungskriterien (BuK, 4. Auflage) zu dem Ergebnis, dass selbst unter extremen Bedingungen THC- und THC-COOH-Konzentrationen im Blut/Serum in relevanter Höhe nicht allein durch Passiv-Konsum erreicht werden und Passiv-Konsum auch nicht zu relevanter Akkumulation dieser Stoffe im Körper beiträgt. Ebenso sind, insbesondere bei Einbestellung erst am Folgetag, im Urin keine hohen Werte durch Passiv-Konsum zu erwarten.

Quellen:

1) J. Röhrich, I. Schimmel, S. Zörntlein, J. Becker, S. Drobnik, T. Kaufmann, V. Kuntz, R. Urban, Concentrations of delta9-tetrahydocannabinol and 11-nor-9-carboxytetrahydocannabinol in blood and urine after passive exposure to cannabis smoke in a coffee shop, J. Anal. Toxicol. 34(4), 196-203 (2010).

2) E. J. Cone, G. E. Bigelow, E. S. Herrmann, J. M. Mitchell, C. Lodico, R. Flegel, R. Vandrey, Nonsmoker exposure to secondhand cannabis smoke. III. Oral fluid and blood drug concentrations and corresponding subjective effects, J. Anal. Toxicol. 39, 497-509 (2015).

Weiterlesen: Alkohol-Abbau und Konsum-Marker

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