Betrachtung aus Sicht der chinesischen Medizin – wie optimiere ich meine Lebenskraft für das Alter?
Vortrag im Rahmen der Kitzinger „Aktionswochen 60+“ und des Aktionstages in der Maintalhalle „Maximal Mobil“ in Dettelbach.
Die Voraussetzungen für Gesundheit, Glück und Wohlgefühl im Alter, bzw. maximal mobil im Alter zu sein, werden schon bei der Zeugung grundgelegt.
Somit dürfte klar sein, dass unsere Leistungsfähigkeit und die Art und Weise, wie wir altern, natürlich auch von der Konstitution abhängig ist, auf die wir leider wenig Einfluss haben. Ebenso wenig haben wir Einfluss, wie unsere Eltern uns ernährt und erzogen haben und auch, welche Werte sie uns mitgegeben haben. Unsere Eigenverantwortung, wie unser Leben verläuft, wie wir unsere Leitungsfähigkeit selbst optimieren und erhalten, haben wir aber durch unsere Lebensführung.
Leider denkt der jugendliche Mensch nicht an das Alter; er belächelt es und strotzt vor Kraft, feiert wilde Partys, mitunter auch mit Alkohol oder sogar härteren Drogen, schläft wenig und ernährt sich nicht gesund. Es macht ihm nichts aus, denn er hat ja noch, so der Normalfall, genügend Yang (d.h. Lebensenergie), so dass er all seine Sünden locker weg stecken kann.
Der Jugend folgend sind die Jahre des Existenzaufbaus, sich beruflich zu etablieren. Familiengründung steht an, Kindererziehung, evtl. sogar Hausbau, und es mag auch notwendig werden, sich um die mittlerweile gealterten Eltern zu kümmern. All das kostet viel Kraft, und so zeigen sich beizeiten, bei dem einen früher, bei einem anderem etwas später, manche Zipperlein, welche meist mit Worten wie „ach das geht schon wieder vorbei“ abgetan werden. Nun, das stimmt zum Teil, oft sind manch Beschwerden relativ rasch vorbei – doch sie kommen immer wieder, dauern länger an, und sie werden von den Menschen, da sie oft in dem funktionalen Leben feststecken, nicht ernst genommen. Es wird weiter geackert und gerackert, und ausgleichende Hobbys und Interessen, die den Menschen mit positiven Lebensinhalten erfüllen würden, werden weiter vernachlässigt.
In der chinesischen Medizin gibt es eine wunderbaren Leitsatz:
„Betrachte das kleine Übel so, als wäre es ein großes, dann kann es nicht gefährlich werden.“
Leider wird genau das oft als Lappalie abgetan. Warum sollte man temporäre Unleidlichkeiten auch ernst nehmen, wenn sie doch von „alleine“ wieder verschwinden?
Ein weiterer guter Leitsatz:
„Die Gesundheit der Organe liegt in ihrer Stille.“
Das heißt, sobald irgendwo etwas zwickt und Symptome auftreten, findet bereits ein pathologischer Prozess statt, der sich fern vom Geschehen überall im Körper zeigen kann
Was bedeutet nun gesunde Lebensführung?
Wir reden hier in erster Linie von den alltäglichen Dingen, wie Ernährung, Schlaf, Körperausscheidungen. Als Voraussetzungen für alle Körperfunktionen muss all dies ausgewogen sein und gut funktionieren. Dazu zählen auch Bewegung und Sport, die Emotionen und die Lebenseinstellung.
Ernährung – Regelmäßige Mahlzeiten
Die klassische Aussage: Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König, Abendessen wie ein Bettler – hat seine Richtigkeit. Morgens ist das Yang am Aktivsten, und somit die Leistungsfähigkeit am höchsten, sowohl in der geistigen Aktivität als auch körperlich. Die Mahlzeiten sollten somit nicht zu spät eingenommen werden. Wichtig ist auch, in Ruhe zu speisen, gerne in Gesellschaft, denn mittags ist nach der Organuhr die Zeit des Herzens, abends ist die Herzhülle in Fülle. Das schließt mit ein, dass man nicht nur so nebenbei, z.B. während der Arbeit, beim Telefonieren, etc., seine Mahlzeit einnehmen sollte. Stress ist auch für die Verdauung kontraproduktiv, da er das Qi blockiert.
Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Mahlzeiten, vor allem etwas mit Liebe Gekochtes sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Im Rahmen der Patientenbetreuung gebe ich jedem einzelnen sowohl allgemeine Tipps, berate aber auch ganz individuell.
Ich erinnere mich an eine ältere Dame, die stürmisch in den Praxisraum platze und sich mir gegenüber beschwerte: „Jetzt kann ich überhaupt nicht mehr schlafen“.
Da durch die gründlich durchgeführte Anamnese klar war, dass ihre Schlafstörungen mit Ihrer Mitte und der Verdauung zusammenhängen, fragte ich freundlich: „Wann haben sie denn zu Abend gegessen und was gab es denn?“
Es hatte spätabends Bratwurst gegeben, und das obwohl die Dame wusste, dass sie fette Nahrung zu später Stunde nicht verträgt. Daher verwunderte es mich nicht, dass Sie die Einschlafprobleme als gravierenden Rückfall einstufte.
Natürlich nahm ich die Beschwerden der Patientin ernst. Ihre mit der Verdauung einhergehenden Schlafstörungen zeigten ja an, dass etwas aus dem Ruder läuft. Aber ohne Mitarbeit der Patienten ist es auch von meiner Seite her schwer wirklich gute Hilfe zu leisten.
Fazit: Ein vernünftiger Umgang mit sich selbst bewahrt vor gesundheitlichen Problemen.
Zu differenzieren haben wir natürlich Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Nahrungsmittelallergien. Diesen Patienten ist oft nicht geholfen, wenn sie die entsprechenden Nahrungsmittel weglassen. Ich hatte mal eine Patientin, die sowohl auf Gluten, Fructose und Laktose reagierte. Sie konnte daher fast gar nichts mehr essen. Durch die gründliche Anamnese und meine weiteren Diagnosemittel, wie Puls-, Zungen- und Bauchdiagnostik, erkannte ich ihr Muster und konnte es gezielt mit Akupunktur und Kräutermedizin behandeln. Eine glückliche Patientin verabschiedete sich von mir.
Weitere Beispiele:
Ständige Schmerzen im Bauchraum, Rippenbogen, Magen, Sodbrennen, Aufstoßen, zeigen an, dass schon ein manifestes Problem vorherrscht, bei dem klar Behandlungsbedarf besteht. Durch eine gründliche Anamnese erfahre ich die Umstände und lerne das Muster des Einzelnen kennen, das zu den Problemen führte. Die Therapie erfolgt dann mit angemessenen Methoden der chinesischen Medizin, wie z.B. Akupunktur, Schröpfen und Kräuter-Rezepturen, die auf den individuellen Fall zugeschnitten sind.
Von Bedeutung ist, anzusehen, ob Yin und Yang im Gleichgewicht sind. Liegt ein Mangel oder Fülle der Substanzen vor? Ist sowohl Blut, als auch Qi im harmonischen Fluss? Wie verhalten sich die fünf Elemente zueinander? Liegen Pathologien von Wind, Feuchtigkeit, Kälte oder Hitze vor, welche sich im Körper manifestiert haben und ihr Unheil treiben?
Sie erfahren dazu mehr auf meiner Homepage.
Schlaf für gesunden Kräftehaushalt
Unsere Energien bilden wir durch die Ernährung, Atmung, und Schlaf. Somit: Achten Sie auf ausreichenden erholsamen Schlaf und nehmen sie es ernst, wenn das nicht der Fall ist! Bedenken sie, auch wenn der Mensch schläft, so schlafen nicht die Körperfunktionen. Der Körper ist nie im Stillstand. In der Nacht leistet unser Körper sehr viel, z.B. die Blutbildung und allgemeine Regeneration. Am einfachsten wir dies deutlich durch den Satz:
„Schlafe Dich gesund!“
So heißt es übertragen auch: „Schlafe und bleibe gesund.“
Was ist zu tun, wenn es mit dem Schlafen nicht so richtig klappen möchte?
Das obige Fallbeispiel zeigt an, dass es manchmal ganz einfach sein kann, den Schlaf zu fördern, indem man seine Lebensführung entsprechend ändert. Dinge, die nicht gut tun, unterlässt man, oder wenn man „sündigt“, nimmt man die Folgen in Kauf, ohne sich zu grämen.
Damit sind wir beim Punkt Emotionen und psychisches Verhalten angelangt, welchen ich nachher noch ausführlicher besprechen werde.
Alle Emotionen sind richtig, wichtig und gut, solange sie durch das Herz durchwandern, denn dann können sie gehen.
Wenn jemand aus seinen Sorgen und Grübelei nicht herauskommt, die Probleme nur hin und her wälzt und durch sein Gedankenkreisen keinen Schlaf findet, dann ist das Element Erde betroffen. Eine Holzproblematik erkenne ich dann, wenn der Patient in der Nacht permanent damit beschäftigt ist, die Gestaltung des nächsten Tages zu planen.
Unruhezustände haben oft mit innerer Hitze zu tun. Zu unterscheiden ist in diesem Fall der Fülle-Hitze-Typ, der aufstehen und bügeln könnte, und der Leere Hitze-Typ, der aus einem -Ungleichgewicht von Yin und Yang entsteht. Da das Yin in der Leere ist, kann er nicht aufstehen und Leistung erbringen, weil er ausgelaugt ist und trotz Müdigkeit nicht schlafen kann. Das Yin ist nicht in der Lage, das absteigende Yang zu halten, was Voraussetzung für den Schlafvorgang ist.
Die Typen sind weiter zu differenzieren: Vielleicht mag der Drache Yang nicht absteigen, weil das Nierenwasser zu kalt ist?
Manch Schlafprobleme können durch Zuwendung zu sich selbst behoben werden. Finden die Patienten den inneren Zugang zu sich selbst? Warum grübeln sie soviel? Sind die Sorgen begründet? Wie kann man das Planen des kommenden Tages anders gestalten, so dass diese Gedanken nicht mehr beim Schlafen stören? Manchen Patienten genügen Entspannungsübungen, andere haben zu wenig Bewegung am Tag, um Stress abzubauen, so dass das Qi nicht in Zirkulation ist, und die physiologische Bewegung, am Abend ins Yin zu, gehen nicht stattfindet.
Sie sehen: Schlafstörungen haben viele Ursachen.
Ein aktueller Fall aus meiner Praxis zeigt auf, dass auch chronische Verstopfung sowohl das Einschlafen, als auch das Durchschlafen behindert. Durch die Öffnung des Darms wurde der Schlaf der Patientin innerhalb kurzer Zeit besser, erholsamer und auch die ständigen Hitzewallungen sind bereits nach 2 Wochen Therapie deutlich weniger geworden.
Dies führt zum nächsten wichtigen Punkt: Ausscheidungen, auf welche wir zu achten haben, um möglichst gesund alt zu werden und um die Lebensenergien zu optimieren.
Stuhlgang / Darmfunktion
Guter, gesunder Stuhlgang ist, einmal täglich am Morgen bei Drang zur Toilette zu gehen, den Stuhl, der weder schmierig, noch riechend, sondern wohlgeformt ist, leicht absetzten zu können und danach glücklich und befreit aufzustehen.
Es gibt in der allgemeinen Naturheilkunde die Aussage:
Die Gesundheit fängt im Darm an.
Die chinesische Medizin greift das etwas weiter: Die Mitte muss in Ordnung sein. Sie ist unser Motor, unser Zentrum, sie ist das Erdelement, um das sich alles dreht.
Dies kann sowohl aus der Perspektive der fünf Elemente gesehen werden, aber auch in der Funktion der Sonderstellung, dass die Mitte / Erde jegliche Transformationsprozesse unterstützt, damit man von der einen Wandlungsphase in die nächste gehen kann. Dies kann z.B. bedeuten, vom Frühling / dem Kind / dem Holz in den Sommer / der Jugend / dem Feuer zu gehen.
Allen Elementen sind Organsysteme zugeordnet. Näheres dazu erfahren Sie auf meiner Webseite.
Manchmal ist die Problematik eines behäbigen Stuhlgangs relativ leicht zu beheben. Manche Menschen nehmen tatsächlich zu wenig Flüssigkeit zu sich, so dass der Stuhl zu trocken ist. In diesem Fall ist die einfachste Therapie: Mehr Trinken.
Manche Menschen bewegen sich schlicht zu wenig. Die aktive Bewegung des Körpers fördert die Qi-Bewegung auch im Körperinneren. Somit lässt sich unkomplizierte Qi-Stagnation einfach beheben: Zu feuchte Nahrung, z.B. zu viel Fett, Käse, Milch und Süßigkeiten machen den Stuhl klebrig, so dass er behäbig wird und damit schwer abzusetzen ist.
Ein Beispiel wurde schon erwähnt: Die Patientin, die wegen Schlafstörungen und Hitzewallungen zu mir kam und ihre Stuhlgangs-Beschwerden nicht wirklich als Problem wahrnahm. An den Arbeitstagen litt sie unter Verstopfung. Oft hatte sie 5 Tage lang keinen Stuhlgang. Dann hatte sie einen plötzlichen explosiven Stuhlgang, aber dennoch kein Gefühl der Entleerung. Bei ihr galt es in erster Linie, das Qi nach unten zu leiten, die Transformation der Nahrung zu verbessern, aber vor allem das Qi im Blut zu bewegen und zu durchbrechen. Die Problematik verbesserte sich bereits nach der ersten Akupunktur-Behandlung und dem ersten Kräuterrezept.
Unser Thema ist:“60+, maximal Mobil“. Dazu gehört auch die geistige Gesundheit.
Demenz, Alzheimer oder andere degenerative Erkrankungen sind sorgenvolle Ängste von Menschen, die älter werden. Wenn wir uns die Struktur vom Darm ansehen und es mit dem Gehirn vergleichen, dann können sie wohl erkennen, dass die Gesundheit im Darm auch mit unseren kognitiven Leistungen einhergeht. Natürlich ist das nicht die einzige Ursache. Dennoch ist es der erste Blick bei diesen gesundheitlichen Problemen.
Fördern sie ihre geistige Gesundheit und halten sie ihre kognitiven Leistungen fit durch Denksportaufgaben, Rätsel oder Puzzle. Auch körperliche Bewegung hilft, dass der Geist mobil bleibt. Pflegen sie soziale Kontakte, gehen sie unter Menschen und tauschen sie sich durch Gespräche aus. Dies öffnet das Herz und lässt positive Lebensenergien fließen. Manchmal reicht schon ein kleiner Smalltalk im Supermarkt.
Wenn ich Kinder wegen Lernschwierigkeiten oder Aufmerksamkeitsproblemen behandele, achte ich sehr wohl auf die Gesundheit des Darmes. An die jungen Mütter oder jungen Omas unter uns: Nehmt die sogenannte Dreimonatskolik, die leider schulmedizinisch als normal abgetan wird, sehr ernst! Dem kleinen Wurm bei dieser Problematik zu helfen, bedeutet, den Weg zu ebnen, sodass er trotz angeborenem Ungleichgewicht von Yin und Yang oder einer Schwäche im Element Erde (d.h. Milz, Magen, Darm) oder übermäßiger Hitze einen guten Start ins Leben mit Gesundheit hinlegen kann. Denn wenn z.B. eine Schwäche der Milz nicht behandelt wird, bildet sich Schleim. Ein weiterer Satz der chinesischen Medizin:
„In der Milz wird Schleim gebildet, die Lunge ist der Aufbewahrungsort.“
Das heißt, dass solche Kinder (natürlich auch Erwachsene) zu Husten, Bronchitis und Asthma neigen und diese Symptome zu einer Problematik entwickeln. Der Biao-Zweig ist die Lunge, aber der Ben (d.h. die Wurzel, die Ursache) ist die Schwache Milz.
Zu den Ausscheidungen gehört selbstverständlich auch die Urination und auch das Schwitzverhalten. Diese Themen werden im Folgenden nur kurz angesprochen.
Urin
Der Umfang der Urinausscheidung sollte der Menge der aufgenommenen Flüssigkeiten entsprechen. Zu häufige Blasenentleerung, wie auch zu seltene, sind ein Indiz, dass irgendetwas nicht mit der Wassertransformation stimmt. Ebenso, wenn der Harnstrahl nicht kräftig, die Blasenentleerung unvollständig ist oder eine auffallende Farbe aufweist.
Schwitzen
Schwitzen sollte man nach körperlicher Anstrengung wie Sport oder Arbeit. Übermäßiges Schwitzen allerdings, spontanes Schwitzen, wie auch Schweißlosigkeit zeigen an, dass etwas nicht rund im Körper läuft, oder ein Mangel oder Überschuss von Qi vorliegt. Die Differenzierung der Qis erfolgt in meiner Praxis aufgrund der ausführlichen Anamnese.
Bitte bedenken Sie: Jegliche Form von Übermaß, sei es zu häufige oder zu viel Urinflüssigkeit, zu viel Schwitzten oder sei es Durchfall, bedeutet immer auch ein Verlust von Qi und Flüssigkeiten. Fatalerweise leiden nicht nur Fülle-Menschen, die ihre überschüssige Hitze durch die Öffnungen ausscheiden wollen, unter dem Problem, sondern auch Leere-Menschen. Beider Körper schaffen es leider nicht, das Problem in den Griff zu bekommen.
Patientenbeispiel:
Eine Patientin kam zu mir, weil sie extremes Nachschwitzen nach dem Duschen, aber vor allem nach Sport hatte, was sie fix und fertig gemacht hat. Sie wusste für sich, dass sie Sport für ihre Gesundheit benötigt. Sie hat diesen auch nicht im Übermaß betrieben, und dennoch hat der Sport ihr das, was er ihr für ihre Gesundheit gegeben hat, auch wieder genommen.
Wegen ihrer Qi-Schwäche und dem Verbrauch von Qi durch den Sport war die Oberfläche nicht mehr gesichert. Die Lunge, welche mit der Verwaltung des Zong-Qis die Poren öffnen und schliessen lässt, war bei ihr überfordert. Die Strategie der Behandlung war, die Oberfläche zu sichern und ihr Qi zu stärken.
Dieses Behandlungsbeispiel leitet den nächsten Punkt unserer Auflistung zur gesunden Lebensführung ein.
Sport, Bewegung und Entspannung für den Kräftehaushalt
Wer kennt nicht die Aussage:
„Wer rastet, der rostet“?
In der Tat – so ist es. Als junger Mensch nimmt man es nicht wahr, dass darin Wahrheitsgehalt liegt. Eine junge Weide ist geschmeidig und biegsam, kann jede Bewegung mit dem Wind mitgehen und hat gesunde Wurzeln, die sie perfekt in der Erde verankern. Im Alter nimmt die Geschmeidigkeit mit dem Wind, d.h. die Fähigkeit, mit den Lebenssituationen mitzugehen, ab.
Das Holz (auch als Element im Sinne der chinesischen Medizin gesehen) wird entweder spröde oder auch zu weich, und es leidet die Biegsamkeit, da es nicht mehr durch seine Gefäße (Blut, Lymphgefäße) richtig ernährt wird. Der Zweig bricht oder erschlafft.
Also gilt es, die Geschmeidigkeit zu erhalten und nicht nur in der Jugend zu protzen. Tägliche Bewegung, sei es Spazierengehen, Gymnastik oder Sport, sollte deshalb in unserem Alltag etabliert sein.
Ich selbst bin Rheumatikerin und hatte meine Problematik viele Jahre durch die chinesische Medizin im Griff. Im Jahre 2021 holte mich mein Schicksal ein. Durch die Corona-Maßnahmen habe ich meinen Sport, das Schwimmen, nicht mehr ausüben können und habe auch sonst durch die desolate Situation manche Leidenschaft nicht mehr richtig gelebt. Es ist zu einfach, es nur auf das miserable Wetter von 2021 zu schieben, warum ich und mein Freund nicht mehr spazieren oder wandern gingen. Trägheit, welche zusammen mit der Feuchtigkeit in diesem Jahr auch meine innere Pathologie verschlimmert hatte, dazu die Sorgen und der Kummer, die das Element Erde zusätzlich belasteten, sorgten neben der Schwäche und Angespanntheit für meinen Rheumaschub, aus dem ich mich nur schwer wieder befreien konnte.
Seitdem bin ich brav. Neben meiner chinesischen Medizin mache ich täglich meine 15 Minuten Work-Out-Programm. Die Regelmäßigkeit, es in den Alltag zu integrieren, ist wesentlich effektiver, als sich einmal pro Woche eine Stunde auszupowern. Ich war glücklich, als ich bereits nach knapp 2 Wochen bemerkte, um wieviel beweglicher ich wieder geworden bin. Auch psychisch wurde ich wieder leichter und mutiger.
Das Leben zwingt einen manchmal in die Knie, aber wir haben die Wahl, ob wir wieder aufstehen, oder am Boden liegen bleiben.
Bedenken Sie: Sie haben immer drei Möglichkeiten. Ändern sie das, was sie belastet. Wenn das nicht möglich ist, haben Sie die zweite Option, die Lebenssituation zu verlassen. Wenn auch das nicht in Frage kommt, dann sollten Sie anfangen, es zu lieben.
Und damit sind wir bei dem Punkt:
Emotionen / psychische Verfassung
Angelangt, und ich schlage damit den Bogen zurück zum Anfang, so dass Sie erkennen können, wie alles zusammenhängt.
Beim Thema Schlaf sagte ich:
„Alle Emotionen sind wichtig, richtig und gut, solange sie durch das Herz wandern, denn dann können sie gehen“.
Es ist in Ordnung, wenn man mal wütend ist, solange man die Wut äußern, und eben dann ziehen lassen kann. Es ist in Ordnung, wenn wir uns um unsere Lieben sorgen und kümmern, solange wir in diesem Zustand nicht verharren, sondern nach Lösungen suchen und auf uns selbst achten. Wir dürfen nicht in die Opferrolle verfallen, die die Mitte auffrisst. Es ist in Ordnung, traurig zu sein, solange wir uns dem Elend nicht vollständig hingeben, sondern die Trauer als Abschiedsprozess leben können und darin nicht haften bleiben.
Nicht adäquat gelebte Emotionen können sich von der Seele auf den Körper und den Geist übertragen und somit vielerlei Beschwerden verursachen. Im Rahmen meines begrenzten Vortrags habe ich ihnen den Zusammenhang von Schlafstörungen, Verstopfung und Beschwerden im Bewegungsapparat aufgezeigt. Die Liste kann auf allerlei Beschwerden ausgeweitet werden. Auf meiner Homepage sind weitere interessante Artikel zu finden, und Sie können mich auch gerne telefonisch kontaktieren.
Bitte kultivieren Sie ihre Emotionen und achten Sie auf sich selbst. Fragen Sie sich:
- Bin ich zu stoisch und zu hart gegenüber mir selbst oder meinen Mitmenschen, so dass mein Holz keine Nahrung mehr hat?
- Bin ich steif, verbittert und grämig, so dass mein Geist keine Ruhe und nicht in den Schlaf findet, oder meine Gelenke nicht mehr flexibel bewegbar sind?
- Oder ist es der Kummer und Gram, zu dem ich aus lauter Sorge keinen Zugang mehr finde, der mich daher auffrisst und gleichzeitig verschlacken und versumpfen lässt, so dass ich nicht mehr in den Schlaf finden kann und meine Verdauung nicht mehr funktioniert, meine Gliedmaßen schwer sind und der Geist sich vernebelt.
Einfache Probleme kann ein Mensch mit einer gesunden Lebensführung alleine und selbständig lösen. Hilfreich sind Gespräche mit der Familie, Freunden oder Selbsthilfegruppen. Soziale Kontakte sind wichtig, sie öffnen das Herz und helfen, festgefahrene Emotionen in Bewegung zu bringen. Dabei ist ein weiterer Aspekt gegeben: Die Kontakte halten uns geistig fit, wie auch Denksportaufgaben, etc. Und vergessen sie nicht, zu tanzen. Tanzen verleiht Flügel, macht den Körper flexibel und geschmeidig, fördert den Gleichgewichtssinn, was sich dann wiederum positiv auf den Geist auswirkt. Musik entspannt. Sind die Probleme komplex, dann sollte man sich nicht scheuen, sich Hilfe zu suchen.
Bitte werden Sie – bzw. bleiben Sie – gesund und glücklich im Alter!
Ich bin mittlerweile 57 Jahre alt – ich gebe mein Bestes, selbst glücklich und mit Wohlbefinden in mein Alter zu wandern.