Heilpraktikerin Lydia Braun

Infektionserkrankungen mit Langzeit-Nachwirkungen: Long-Covid, Post-Vac-Syndrom, Epstein-Barr

Unter Infektionserkrankungen mit Langzeit-Nachwirkungen werden im Folgenden Krankheits-Muster verstanden, bei denen sich der Patient durch Viren oder Bakterien zunächst infiziert und trotz augenscheinlichem Abklingen der akuten Symptome nie vollständig erholt hat. Durch die langandauernden Nachwirkungen erfährt der Patient eine ständige Belastung, die bis hin zum Burn-Out führen kann. Ein solches Krankheitsmuster liegt beispielsweise bei folgenden Erkrankungen vor:

  • Long-Covid,
  • Post-Covid,
  • Post-Vac-Syndrom,
  • Epstein-Barr.

Die Hauptsymptome dieser Krankheitsverläufe sind Müdigkeit bis zur Erschöpfung und kognitive Störungen wie Konzentrationsprobleme und Erinnerungsschwierigkeiten.

Begleitende Symptome können Atemnot bei geringster Belastung, Schwindel und Gleichgewichtsstörungen sein. Abhängig von der individuellen Konstitution und den pathogenen Faktoren können weitere Symptome auftreten, wie Anfälligkeit für bestimmte klimatische Bedingungen (Kälte, Wind, Feuchtigkeit, Hitze), chronischer Husten, Asthma, Verdauungsstörungen, Schmerzen im Bewegungsapparat, Herzsymptome, Veränderungen der Menstruation, Hautprobleme, usw.

Zu betonen ist, dass auffallend viele Menschen im Zusammenhang mit Long-Covid bzw. Post-Vac-Syndrom eine Gürtelrose, Zahnaffektionen, Ischialgie, oder andere Beschwerden des Bewegungsapparates entwickeln. Bei der derzeitigen Variante tritt oft Übelkeit, Schwindel auf.

Auffällig ist, dass die begleitenden Symptome nicht immer konstant gleich stark sind, sondern je nach Befindlichkeit des Betroffenen variieren können.

In der chinesischen Medizin werden diese Syndrom als „Fu Xie“-Erkrankungen bezeichnet, was grob übersetzt „Restpathogene im Körper“ bedeutet. Dies beschreibt Menschen, die erkrankt waren, die Krankheit jedoch nicht vollständig überwinden konnten, wodurch keine vollständige Heilung eintreten konnte.

Für die Ursachenfindung einer Fu Xie-Erkrankung sind zwei Hauptäste zu berücksichtigen:

  1. War das Jahres-Qi zeitgemäß? Entsprachen die Jahreszeiten der gerechten Norm, oder gab es zum Beispiel einen zu milden Winter? Auch Urlaubsreisen spielen in diesem Zusammenhang eine Rolle.
  2. Wie ist die Konstitution des Betroffenen und wie die Kraft des pathogenen Faktors?

Unzeitgemäßes Jahres-Qi

Im Sommer ist es in der Regel warm und feucht. Dann kommt der Spätherbst, und die Kälte setzt plötzlich ein, was zu einem enormen Temperatursturz führt. Dies kann auch durch eine Urlaubsreise in den Süden während der kalten Jahreszeit bedingt sein. Im Süden ist es warm, aber wenn man zurück nach Hause kommt, trifft man plötzlich auf Kälte.

Das Yang Qi, das unser Wei Qi (Abwehr-Qi, Wärme) verteilt, ist in den warmen Monaten entsprechend seiner Energie im Außen. Zur Wintersonnenwende ist das Yang Qi ganz innen und steigt im Jahresverlauf nach außen, erreicht seinen Höchststand zum Zeitpunkt der Sommersonnenwende, so wie die Tage immer länger werden und die Nächte kürzer. Nach der Sommersonnenwende geht das Yang Qi langsam wieder zurück. Yang bedeutet immer Wärme und Aktivität. Wenn unangemessene Kälte auftritt, zum Beispiel wenn der Sommer zu kalt ist oder nach Wärme rasch Kälte folgt, verschließen sich als Schutzmechanismus des Körpers die Poren. Aus diesem Grund dringt das zuvor eingetretene Pathogen ins Körperinnere ein, da es nicht mehr nach außen entweichen kann. Erst im Frühjahr, wenn das natürliche Yang wieder aufsteigt, trifft es auf das Pathogen Kälte und es kommt zum Kampf. Krankheitserscheinungen können Husten oder Durchfall sein, die ohne klassische Erkältungssymptome wie Frieren, Gliederschmerzen und Kopfschmerzen auftreten. Oft treten die Symptome sehr plötzlich auf.

Bei Allergien, wie zum Beispiel Heuschnupfen, kann die Ursache des Übels in einem eingeschlossenen pathogenen Faktor liegen, der über Jahre hinweg persistiert.

Konstitution des Betroffenen und die Kraft des pathogenen Faktors

Es ist wichtig, zu verstehen, warum einige Menschen trotz schwerer Krankheitsverläufe vollständig genesen, während andere sich nicht erholen, selbst wenn der Krankheitsverlauf mild oder aber auch heftig war. Warum haben einige Menschen vermehrt mit Lungenproblemen, schwerem Husten und Atemnot zu kämpfen, während andere eher Verdauungsprobleme oder kognitive Beeinträchtigungen aufweisen?

Wie bereits erwähnt, liegt dies sowohl an der Kraft des Pathogens als auch an der individuellen körpereigenen Kraft, der Konstitution.

Unter einem Pathogen verstehen wir in der Schulmedizin Viren, Bakterien, Pilze, usw. In der chinesischen Medizin verwenden wir Begriffe wie Kälte, Wind, Hitze, Feuchtigkeit, Wasser und Gift.

Es ist wichtig, zu unterscheiden, ob es sich um einen banalen Infekt handelt, ausgelöst durch Wind, Kälte, Feuchtigkeit oder Hitze, oder ob es sich, wie im Fall von Corona, um eine epidemische Erkrankung handelt. Epidemische Erkrankungen zeichnen sich oft durch eine längere Inkubationszeit aus, im Gegensatz zu anderen viralen oder bakteriellen Infektionen, die sofort Symptome zeigen.

Epidemien und Pandemien hat es schon immer gegeben, wie beispielsweise die Pest, die spanische Grippe, SARS, und wird es auch in Zukunft geben. Diese Pathogene dringen in den Körper ein, ohne sofort Symptome zu verursachen. Sie suchen sich die Schwachstellen im Menschen, um sich dort zu vermehren. Von diesem Ausgangspunkt verbreitet sich das Virus und verursacht erst dann Symptome, die je nach Konstitution und Kraft des Patienten unterschiedlich sein können.

Menschen, die in ihrer Kraft sind, haben in der Regel einen milderen und schnelleren Verlauf, selbst wenn sie zu Beginn hohes Fieber haben. Fieber zeigt die Aktivität des Wei-Qi (Abwehr-Qi) an und ist daher tendenziell ein gutes Zeichen. Allerdings kann es auch passieren, dass Menschen, die stark auf den Erreger reagieren, das Pathogen nicht vollständig besiegen und ein Restpathogen im Körper verbleibt, das die oben erwähnten Symptome verursachen kann.

Patientenbeispiele

Im Folgenden werden zwei aktuelle Fälle beschrieben, die ähnliche Symptome zeigen und nahezu zur gleichen Zeit auftraten. Dies dient dazu, aufzuzeigen, dass trotz der Ähnlichkeit die Behandlung ganz unterschiedlicher Natur sein kann.

Beide haben als Hauptsymptom Müdigkeit und Schwindel. Die begleitenden Symptome zeigen an, dass die Ursache im Erdelement (Milz, Bauchspeicheldrüse und Magen) zu suchen ist.

Patientin 1: Milz-Schwäche in Transport und Transformation

Patientin 1 war zwar 10 Tage Corona-positiv, jedoch verlief die Krankheit mild. Die Erkrankung kam plötzlich – sie berichtete, es habe ihr die Füße weggezogen, und sie konnte nur noch liegen. Sie hatte leichtes Fieber mit Schwitzen, Husten (nur für 1-2 Tage) und etwas Schnupfen. Nach einigen Tagen dachte sie, sie sei wieder gesund.

Doch dann erlebte sie starke Müdigkeit und Schwindel. Alles war anstrengend, und sie benötigte ständig Pausen. Bei geringster Anstrengung schwitzte sie am ganzen Körper.

Begleitende Symptome waren wechselhaft – manchmal fühlte sie Schleim in der Brust, dann war alles wieder normal. Der Appetit war in Ordnung, der Durst erhöht. Sie hatte häufigen Urindrang, aber nicht vermehrten Urin. Während der Corona-Erkrankung hatte sie Verstopfung, danach gelben, breiigen Stuhl und litt erneut unter Blähungen.

Die Müdigkeit und der Schwindel wurden auf eine geschwächte Mitte zurückgeführt, was sich im auffälligen gelben, breiigen Stuhl (gelb ist die Farbe der Erde = Milz und Magen) und den Blähungen zeigte. Die Mitte konnte nicht richtig transformieren und transportieren und somit auch kein Qi bilden. Durch die mangelnde Transformation fand die Trennung von Trüb und Klar nicht statt, so dass es zu Bildung von Feuchtigkeit und Schleim kam, was sich im Schleim-Gefühl in der Brust zeigte.

Das Ziel der Behandlung lag darin, die Mitte, insbesondere die Milz, zu tonisieren, das Zong Qi aufzubauen, die Transformation und den Transport zu gewährleisten und das Restpathogen zu ventilieren. Bereits nach der Akupunkturbehandlung fühlte sich die Patientin besser. Nach einer Woche Kräutereinnahme war sie wieder fit, ohne Schwindel und Schwitzen. Die Verdauung hatte sich wieder normalisiert.

Patientin 2: Rebellierendes Magen-Qi

Der Verlauf der akuten Covid-Erkrankung von Patientin 2 war ähnlich wie bei Patientin 1. Fieber, Müdigkeit, Schwäche, Schwitzen und leichter Husten traten auf. Sie war ebenfalls 10 Tage positiv, fühlte sich jedoch nach einigen Tagen wieder relativ fit.

Dann kam der Rückschlag – Müdigkeit und Schwindel stiegen rasch an, sodass sie kaum aufstehen konnte. Der Appetit war gering, und sie musste darauf achten, wenig zu essen, da ihr rasch übel wurde. Erbrechen trat kurzzeitig auf. Während der Corona-Erkrankung hatte sie mehrmals täglich Durchfall; nach der akuten Erkrankung normalisierte sich der Stuhlgang wieder. Starkes Schwitzen begleitete zu Beginn den Schwindel, ließ nach der akuten Erkrankung aber wieder nach. Neben dem Schwindel hatte sie Druck auf den Ohren und den Nebenhöhlen, mit Beteiligung der Augen. Lesen war anstrengend; sie sagte, ihr Blick sei zu, sie habe das Gefühl, das Außen sei nicht offen.

Leider kam die Patientin zu Beginn der Behandlung von Long-Covid nicht persönlich in die Praxis, sondern die Beratung und Verschreibung der Rezepte erfolgte telefonisch.

In ihrem Fall war es vor allem wichtig, den Magen zu stärken und zu regulieren, dass heißt nach unten zu senken und Schleim zu transformieren. Aufgrund des starken Schwindels war eine windabsenkende Strategie erforderlich.

Nach dem ersten Rezept ging es der Patientin insofern besser, alsdass die Müdigkeit wich und der Appetit zurück kam. Auch wenn sie noch wenig auf einmal essen konnte, nahm sie nun mehrere Mahlzeiten zu sich. Das war sehr wichtig, da sie dadurch wieder über die Nahrung ihr Qi produzieren konnte. Der Schwindel verbesserte sich allerdings nicht wesentlich. Der Stuhlgang war blockiert, und sie entleerte nicht beim ersten Stuhlgang – sie musste dreimal am Tag. Es traten keine Blähungen auf.

Die Patientin berichtete, dass ihr Kopf sich überfüllt und heiß anfühlte. Da die Patientin zur Folgebehandlung wieder persönlich in der Praxis erschien, konnte der Puls gefühlt und die Zunge betrachtet werden. Der Puls war tief und unruhig – Zao Mai. Die Zunge zeigte einen dicken grauen Belag, und die Unterzungenvene war gestaut.

Basierend auf dem Puls war klar, dass das Restpathogen die Genesung behinderte. Es reichte nicht aus, es nur zu ventilieren; es musste ausgeleitet werden, nicht nur über die Oberfläche, sondern auch über den Darm, da die Stuhlentleerung nicht richtig funktionierte. Ein berühmtes Rezept, das das Gift auf diese Weise ausleitet, wurde ausgewählt.

Obwohl die Patientin bereits durch das erste Rezept gestärkt war, wurden zusätzlich ein blutnährendes Kraut und ein blutbewegendes Kraut hinzugefügt, da Kraft erforderlich ist, um das Pathogen zu besiegen. Darüber hinaus war es wichtig, den Magen zu senken und den Schleim zu transformieren.

Direkt nach der Akupunkturbehandlung ging es der Patientin sehr bescheiden. Doch schon am nächsten Tag erlebte sie eine drastische Verbesserung – sie sagte, es sei, als ob sich ein Schalter umgelegt hätte. Der Schwindel trat nur noch beim Aufstehen und Bücken auf, ließ jedoch schnell nach. Sie konnte wieder aktiv sein und setzte die Kräutereinnahme für weitere 8 Tage fort.