Um den Konsum von Rauschmitteln oder Wirkstoffen nachzuweisen, werden Körperflüssigkeiten oder Haare mit chemischen oder physikochemischen Methoden untersucht und gegen festgelegte Grenzwerte geprüft. Die Aussagekraft der eines Ergebnisses hängt dabei sowohl von der Leistungsfähigkeit der Methode ab, als auch von substanzspezifischen Umweltbedingungen. Auf dieser Seite werden wichtige analytische Parameter wie Cut-Off oder Nachweisgrenze erklärt und Grenzwerte häufig vorkommender Rauschmittel aufgeführt.
Auf dieser Seite:
Nachweisgrenze
Die Nachweisgrenze für eine Substanz ist diejenige niedrigste Konzentration in der Probe, bei der mit der gewählten Analyse-Methode die Substanz sicher identifiziert werden kann.
Bestimmungsgrenze
Unter einer Bestimmungsgrenze versteht man im Rahmen von Abstinenznachweisen und Rauschmittel-Analytik für die Fahreignungsdiagnostik diejenige Menge einer Zielsubstanz, die mit der gewählten Messmethode noch mit akzeptabler Präzision bestimmt werden kann.
In den Beurteilungskriterien für die Fahreignungsbegutachtung (BuK) waren in der 3. Auflage Mindestwerte angegeben, die eine Messmethode für forensische Zwecke erfüllen musste. Wenn eine Methode aber auch schon geringere Werte zuverlässig detektieren kann, galt dies für die Nachweise von Drogen und Alkohol-Markern als umso besser.
Von dieser Sichtweise rücken die BuK in der aktuellen 4. Auflage ab: Um eine bessere Vergleichbarkeit von Befunden zu ermöglichen, werden einheitliche „Cut-Offs“ festgelegt.
Cut-Off
Ein kritischer Konsum eines Rauschmittels gilt als nachgewiesen, sobald der Cut-Off überschritten ist. Der Cut-Off ist im Allgemeinen ein analytischer Parameter, der vom Labor unter Berücksichtigung der methoden- und substanzspezifischen Besonderheiten nach gewissen Mindestkriterien festgelegt wird. Neben den Leistungs-Parametern der analytischen Methode und Ausstattung wird dabei z.B. bei Alkohol der ubiquitären Verbreitung Rechnung getragen (Fruchtsaft, Körperpflegemittel, etc.), der man sich nicht vollständig entziehen kann.
Der Cut-Off liegt deutlich oberhalb der Nachweisgrenze und auch oberhalb der Bestimmungsgrenze.
In den aktuellen „Beurteilungskriterien“ (4. Auflage) wurden für Alkohol und gängige verkehrsrelevante Wirkstoff-Gruppen für eine bessere Vergleichbarkeit einheitliche Grenzwerte festgelegt, die einerseits eine leistungsfähige Analytik gewährleisten und andererseits die Kriterien für den positiven Befund vereinheitlichen sollen.
Entscheidungsregel
Die Entscheidungsregel gibt an, in wie weit die Messunsicherheit beim Abgleich eines Messwertes mit einem Grenzwert zu berücksichtigen ist. Im Rahmen der Fahreignungsdiagnostik ist die Entscheidungsregel derart gestaltet, dass der tatsächliche Messwert mit dem Grenzwert abgeglichen wird: Wenn der Messwert größer oder gleich dem festgelegten Cut-Off ist, gilt das Ergebnis als „positiv“; ist der Messwert kleiner, wird der Messwert im Prüfbericht nicht mehr mitgeteilt, sondern als Ergebnis nur „negativ“ angegeben.
Ausgenommen von dieser Praxis sind Analysen von Proben mit stark vermindertem Kreatinin-Gehalt oder Re-Analysen einer bereits einmal untersuchten Probe; in diesen Fällen werden auch Ergebnisse unterhalb des Cut-Offs angegeben und individuell bewertet.
Zielanalyten und Cut-Off-Werte
Für die folgenden Wirkstoffe und Stoffwechsel-Produkte (Metaboliten) wurden in der 4. Auflage der BuK Cut-Offs im Rahmen der Fahreignungs-Begutachtung festgelegt:
Cut-Off-Werte für ausgewählte Rauschmittel
Wirkstoff oder Metabolit | Urin [ng/ml] | Haar [ng/ml] | Voll-/Kapillar-blut [ng/ml] |
---|---|---|---|
Cannabinoide | |||
THC | 0,02 | ||
THC-COOH (THC-Carbonsäure) | 7,5 { | 200*** | |
Opiate | |||
Morphin, Codein | 25* | 0,1 | |
Dihydrocodein | 25* | 0,1 | |
6-Acetylmorphin | 0.1 | ||
Kokain | |||
Kokain | 0,1 | ||
Benzoylecgonin | 20 { | 0,01*** | |
Norcocain | 0,01*** | ||
Cocaethylen | 0,01*** | ||
Amphetamine | |||
Amphetamin, Methamphetamin | 30 { | ||
MDMA, MDEA, MDA | 50 | 0,1 | |
Methadon | |||
Methadon | 30** { | 0,1 | |
EDDP | 30 { | ||
Benzodiazepine | |||
Diazepam | 50** | 0,05 | |
Nordiazepam | 50 | 0,05 | |
Oxazepam | 50 | 0,05 | |
Alprazolam | 0,05 | ||
Hydroxy-Alprazolam | 50 | ||
Bromazepam | 50** | 0,05 | |
Hydroxy-Bromazepam | 50 | ||
Flunitrazepam | 0,05 | ||
7-Amino-flunitrazepam | 50 | 0,05 | |
Lorazepam | 50 | 0,05 | |
Opioide | |||
Buprenorphin | 1 | 0,05 | |
Norbuprenorphin | 1 | 0,05 | |
Tilidin | 50** | 0,05 | |
Nortilidin | 50 | 0,05 | |
Oxycodon | 50 | 0,05 | |
Tramadol | 50 | 0,05 | |
O-Desmethyl-tramadol | 50 | 0,05 | |
Fentanyl | 10 | 0,05 | |
Norfentanyl | 10 | ||
Alkoholkonsum-Marker | |||
Phosphatidyl-ethanol | 20 | ||
(PEth 18:0 / 16:1) | |||
Ethylglucuronid (EtG) | 100 | 0,005 { |
** Nachweis i.d.R. über Abbau-Produkt
*** Quelle: CTU 3, Indikator 12
{
Cut-Off-Werte für verschiedene Drogen, deren Abbauprodukte und für Alkohol-Konsummarker gemäß „Beurteilungskriterien“ (4. Auflage) für Abstinenznachweise.
Liste der berauschenden Mittel und Substanzen gem. Anlage zum §24a StVG
Berauschende Mittel | Substanzen | Empfehlung der Grenzwert-Kommission [ng/ml Serum] |
---|---|---|
Cannabis | Tetrahydrocannabinol (THC) | Empfehlung: 3 Rechtsprechung: 1 |
Heroin | Morphin | 10 |
Morphin | Morphin | 10 |
Kocain | Kocain | 10 |
Kocain | Benzoylecgonin | 75 |
Amphetamin | Amphetamin | 25 |
Designer-Amphetamin | Methylendioxyamphetamin (MDA) | 25 |
Designer-Amphetamin | Methylendioxyethylamphetamin (MDE) | 25 |
Designer-Amühetamin | Methylendioxymetamphetamin (MDMA) | 25 |
Metamphetamin | Metamphetamin | 25 |