Heilpraktikerin Lydia Braun

Kinderheilkunde: Blähungen / Koliken / Bauchschmerzen

Viele kleine Babys leiden oft schon ab der 2. Lebenswoche an der sogenannten 3-Monats-Kolik. Häufig treten die Koliken bereits kurz nach dem Stillen auf, meist am Abend. Manche Babys sind so stark davon gequält, dass der Zustand die ganze Nacht andauert und sogar die Probleme schon am Tag auftauchen.

Während das Baby im Mutterleib über die Nabelschnur ernährt wird, d.h. die Ernährung erfolgt über das Vorhimmels-Qi, für welches die Nieren verantwortlich sind, erfolgt sie nach der Geburt über das Nachhimmels-Qi, welches dem Verdauungstrakt, insbesondere der Milz entspricht. Der Verdauungstrakt ist bei vielen Kleinen zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht richtig ausgebildet. Meist ist es auch eine Schwäche die von den Eltern an die Kinder weitergegeben wurde. Durch die Milzleere, d.h. schwache Verdauung, kommt es zur Nahrungsmittel-Stagnation und zu einem Qi-Stau, was den Blähbauch verursacht. Durch die Stagnation entsteht Hitze, die sich nach Typ, Veranlagung und Konstitution des Kindes (s.u.) noch steigert und die Schmerzen und Kolik grundlegend beeinflusst.

Hauptursachen

Zu unterscheiden sind hier 2 Hauptursachen:

Bei einem Milz-Qi-Mangel sprechen wir von einer Mangel-Kolik.

Die Babys haben oft eher ein bleiches Gesicht, kalte Extremitäten, einen aufgeblähten Bauch, zwar anhaltendes, aber nicht lautes Schreien, möglicherweise auch Durchfall. Sie sind eher schläfriger Natur.

Für die Überschuss-Kolik ist das Milz-Yin verantwortlich: Das Milz-Yin ist Defizit, und daher agiert das Yang überschüssig. Auf die Ursachen für dieses Ungleichgewicht kann im Rahmen dieses Artikels nur oberflächlich eingegangen werden: Das Yin hat neben der Funktion, zu kühlen und zu befeuchten, auch das Yang zu halten. Wenn das Yin im Defizit ist, kann es seine Funktionen nicht mehr erfüllen. Das Yang ist nun in Relation zu viel zum Yin und agiert überschießend. Yang ist zwar unser Wei-Qi, die Wärme, der Krieger und Ernährer, der alles organisiert; doch wenn es im Überschuss agiert, erfüllt es nicht seine Funktion.

Daher sehen wir beim Milz-Yin-Typ mehr Hitzesymptomatik, obwohl sie aus einer Leere heraus resultiert. Die Kinder haben eher ein rotes Gesicht, warme Extremitäten, ebenfalls einen aufgeblähten Bauch, schreien stärker und verhalten sich unruhig, eben durch die fehlgeleitete Yang-Aktivität. 

Behandlungstipps

Ganz wichtig ist in beiden Fällen, eine Überfütterung zu vermeiden. Viele Babys möchten gerne zur Beruhigung an der Brust nuckeln. Leider kann nicht jede Mutter sofort erkennen, vor allem beim ersten Kind, ob das Baby nun wirklich Hunger hat, oder ob es diese Beruhigung haben möchte. Doch es ist wichtig, darauf zu achten, dass keine neue Milch auf alte Milch trifft, denn dadurch verklumpt die Milch im Verdauungstrakt, und die Blähungen verschlimmern sich.

Eine Bauchmassage hilft und kann leicht und ohne Probleme ausgeführt werden. Ich zeige Ihnen gerne in der Praxis, wie sie durchzuführen ist und was sie bei einer Mangel-Kolik bzw. bei einer Überschuss-Kolik zu beachten haben.

Zudem ist es hilfreich, manche Akupunkturpunkte zu massieren. Magen 36 stärkt das Qi und nährt gleichzeitig das Yin. Milz-6 unterstützt das Yin und hilft, neben Milz-3, dem Yuan Punkt der Milz, bei der Transformation. Niere-3 stärkt die Nieren und unterstützt indirekt die Nährung des Erdelementes. Allgemein beruhigend wirkt Yintang – der Akupunkturpunkt befindet sich am 3. Auge. Bei Yin-Leere der Milz, durch welche schon in sich heraus eine Hitze entsteht, da das Yang fehlgeleitet agiert, hilft Dickdarm-11.

Wichtig ist dennoch bei allen, die Kinder nicht zu kühl anzuziehen. Man bedenke: Sie waren 9 Monate lang in einem anhaltend warmen Pool! Wichtig sind v.a. warme Füße und Wärme am Bauch.

Patientenbeispiel 1

Ich berichte von meinem kleinen Enkel:

Bei ihm fingen die Koliken ca. in der 2. Lebenswoche an. Meine Tochter berichtete mir, dass sie die letzten Nächte kaum geschlafen habe, weil es dem Bub nicht gut ginge und sie sich als Mama Sorgen machte.

Zwar hatte der Kleine nicht viel geschrien, aber dennoch unruhig geschlafen, eben weil er Krämpfe hatte. Richtig hatte meine Tochter zweifelsohne gehandelt, indem sie den kleinen Bub warm hielt und Kirschkernsäckchen bereitete. Dies half zu Beginn.

Doch dann wurden die Blähungen schlimmer, so dass sie nun schon Nachmittags anfingen und er mehr und mehr verkrampfte; die Attacken hielten auch immer länger an. Jetzt war für mich der Zeitpunkt gekommen, nicht nur Oma, sondern auch Heilpraktikerin zu sein!

Ich legte ihr nahe, das Kind nicht zu überfüttern. „Nein Mama das tue ich nicht“, war ihre Antwort, und sie konnte mir tatsächlich klar sagen, wie er sich verhält, wenn er Hunger hat.

Ich demonstrierte ihr die Bauchmassage und zeigte, welche Akupunkturpunkte sie massieren soll. Beruhigend wirkte auf den kleinen Bub auch die Massage an den Handinnenflächen und ganz besonders der Yin-Tang-Punkt.

Doch diese ersten Maßnahmen reichten noch nicht, um meinen Enkel von seinem Leiden zu befreien.

Schnelle Hilfe – Bauchnabelsäckchen

Als schnelle Hilfe galt es, meine Strategie mit im Haushalt verfügbaren oder einfach zu beschaffenden Zutaten umzusetzen:

Was ist in Deiner Küche da?

Salz – wir brauchen gutes Salz, d.h. nicht raffiniertes Salz. Frühlingszwiebel? Nicht im Haus, aber in jedem Supermarkt erhältlich, sowie auch Teebeutel. Ingwer und Gewürznelken wären noch ideal gewesen, mangels Verfügbarkeit wurde mit Muskatnuss improvisiert.

Die Zubereitung der Bauchnabelsäckchen ist einfach und schnell gemacht:

Salz wird in der Pfanne erwärmt, dazu kamen die fein geschnittenen Frühlingszwiebeln (bitte die Wurzeln unbedingt mit verwerten, denn sie gehen von der Energetik in die feinen kleinen Gefäße) und der geriebene Muskat. Die Mischung füllte ich in einen Teebeutel, welcher dann seinen Platz auf dem Bauchnabel meines Enkels fand.

Es war so herrlich zu erleben, wie rasch das Bauchnabelsäckchen wirkte. Die Intensität der Blähungen nahm nicht mehr zu, sondern sie ließ sogleich nach.

Die nächsten Säckchen bereiteten wir später zusätzlich mit Ingwer zu. Sofern auf dem Markt Datteln erhältlich wären, sollte meine Tochter die Rezeptur damit auch noch ergänzen.

An dieser Stelle betone ich: Die Kräutermedizin, egal ob die chinesische oder die deutsche, kommt aus der Küche. Es ist wunderbar, mit welch einfachen Mitteln geholfen werden kann.

Wirkungsweise

Meine Tochter war vor der Anwendung zunächst skeptisch, ob der Wirkungsweise. Nun, der Bauchnabel ist das Tor zum Innern. Wenn schon Zwiebelwickel bei Halsschmerzen gut wirken, so ist von einem Bauchnabelsäckchen ebenso Wirkung zu erwarten. Viel einfache Hilfe kann über die Haut geleistet werden.

Wie wirkt nun mein Rezept, welches ich mit den mir verfügbaren Mitteln für meinen kleinen Enkel erstellte?

  • Salz hat 2 sehr wichtige Wirkungsweisen: Einerseits verbindet es Yin und Yang, die beide immer harmonisch ineinander überfließen müssen; andererseits stärkt es die Nieren.
  • Frühlingszwiebeln öffnen den Darm (und auch die Lunge) und helfen damit, das blockierte Qi zu befreien.
  • Muskatnuss wärmt den Bauch, ist verdauungsfördernd und bewegt das Qi.
  • Ingwer wärmt Milz und Magen und hilft somit der Transformation der Nahrung.
  • Datteln nähren das Ying-Qi, also die nährende Substanz. Damit hat das Wei-Qi auch eine Bindung und die Gefahr, dass Yin und Yang auseinanderdriften, wird gebannt.

Patientenbeispiel 2

Nicht immer ist eine Schwäche des Verdauungstraktes von vornherein gegeben; sie kann auch durch andere Einflüsse erworben worden sein.

Die Mama erschien sehr unglücklich mit ihrem Säugling in meiner Praxis. Er weinte nur noch und sie konnte einfach nicht mehr, sie war davor, zu verzweifeln. Ihr Erstgeborener, gerade erst mal 14 Monate alt, kam dadurch auch zu kurz.

Das Baby kam gesund auf die Welt. Die Mutter hatte eine gute, unbeschwerte Schwangerschaft. Am 8. Lebenstag bekam der Kleine plötzlich hohes Fieber. Im Krankenhaus wurde festgestellt, dass ein Darmkeim über die Blase bis zur Niere hochgestiegen war und die Entzündung mit Fieber ausgelöst hat. Er bekam verschiedene Antibiotika und wurde noch anhaltend mit Antibiotika therapiert. Während der Therapiezeit erschien sie in meiner Praxis, weil mit jedem Tag die Blähungen schlimmer wurden.

Die junge Mama war am Ende ihrer Kräfte. Daher konnte sie leider manche meiner Ratschläge zu Beginn nicht umsetzen. Das Baby brauchte daher aktiv Kräuter, die über den Mund zu verabreichen waren.

Schon in der folgenden Woche berichtete mir die Mutter, wie wesentlich besser es dem kleinen geht. Er weinte meist nur noch, wenn er müde war und nicht in den Schlaf fand; er mochte auch nicht alleine sein. Auch die Hauterscheinungen, Pilz im Windelbereich, Mund und Hals, entwickelten sich zurück. Bemerkenswert bei diesem Baby war die stark marmorierte Haut, die ich beim ersten Besuch feststellte; im Laufe der Therapie entwickelte sie sich wieder zu einer gesunden, rosigen Haut.

Auch wenn das Antibiotikum mit Sicherheit das Leben des kleinen Buben gerettet hat, so hat es dennoch auch Unheil in dem kleinen Zwerg verursacht. „Anti-Biotikum“ heißt übersetzt: „Gegen das Leben“. Es hat nicht nur den Darmkeim bekämpft, sondern auch seine noch schwache Mitte geschädigt und die ohnehin schon durch die Entzündung geschwächte Niere weiter in Mitleidenschaft gezogen. 

Später habe ich sein Rezept dann abgeändert; die Mama konnte, da sie durch die abgeklungenen, akuten Reaktionen nun weniger eingespannt war, auch gewisse Massagen und Haltegriffe durchführen. Der Junge kann gesund aufwachsen.